Publiziert in: Das Menschenbild im Bildarchiv, Ulrich Binder, Matthias Vogel (Hrsg.), Limmat Verlag, Zürich 2006
Spätestens mit der ideologischen Aufwertung der Bauern zu eigentlichen Begründern und Repräsentanten schweizerischer Identität setzt eine kulturelle Beobachtung bäuerlicher Tätigkeit ein, wie sie keinem anderen Berufsstand je zu Teil wurde. Das Bild von der bäuerlichen Arbeit ist bis weit in die Nachkriegszeit hinein von einer Bildtradition geprägt, wie sie im 18. Jahrhundert im Zuge der Alpenbegeisterung literarisch vorbereitet und in der Malerei des 19. Jahrhunderts bildnerisch ausgearbeitet wurde. Die Fotografie setzt mit Reportagen aus den 1930er und 1940er Jahren spät in diese Tradition ein, und führt sie im Zeichen der "Geistigen Landesverteidigung", etwa mit ausführlichen Dokumentationen der Anbauschlacht, weiter. Das ideologisierte Bauernbild ist fester Bestandteil eines bürgerlichen Nationalismus, und es erstaunt nicht, dass diese Tendenz zur mythischen Überhöhung auch vor dem Medium Fotografie nicht Halt macht und sich hie und da in einer Ikone verdichtet.