Abwarten

Publiziert in: Der Kunstabwart Nr. 1, Edition Howeg, Zürich November 1998

An neuen Kunstzeitschriften gibt es kaum Bedarf. Die technische Reproduzierbarkeit hat das Künstliche zu einer Topographie verdichtet, in der uns die besonderen Dinge umzingeln und Sehnsüchte wecken nach ästhetisch Belang- und Skrupellosem. Überblickt man die Vielfalt und Vervielfältigungs­tätigkeit der Redaktionen, mutet es paradox an, wie sie unbeirrt im Habitus flüsternder Adoranten von Kunst und Künstler­innen berichten, als wären diese etwas Rares. Oder aber, bei fort­geschrittener Selbstreflexion, aus der Mitte einer Kunstmenge den Abonnenten jene wenigen Werke präsentieren, die ihre Aufmerk­samkeit tatsächlich verdienen. Zweifel­los ver­walten Kunsthefter, un­geachtet ihrer eigenen Vielzahl, die Knappheit von Kunst, und man kann sich fragen, was solche Mitteilungen, die uns das Einzigartige in immer schnellerem Takt offen­baren, mehr bedeuten als ein wider­sprüchlicher Refrain.

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