Glück von vorn, Unglück von hinten
Publiziert in: Tages-Anzeiger (Hintergrund), 3. März 2006
Publiziert in: Tages-Anzeiger (Hintergrund), 3. März 2006
Bereits in den 1950er Jahren konstatiert der junge Fotograf René Burri mit einem gewissen Zweckpessimismus, dass überall in der Welt von morgens bis abends die Verschlüsse der Kameras rasseln, der Filmverbrauch täglich ein kilometerlanger sei und entsprechend sieht er die Kontinente bis in alle Winkel und Ecken durchleuchtet. (Camera Nr.7 1956). Doch die Reportage Fotografie wird sich noch bis in die 70er Jahre halten und erst der Zusammenbruch des Bildmagazins Life besiegelte 1972 die Dominanz des Fernsehens. Inzwischen ist das Klackgeräusch der Verschlüsse in ein Rauschen der Bilderflut übergegangen und mit der Digitalen Fotografie dürfte die Zahl der Aufnahmen pro Sekunde weiter geräuschlos gestiegen sein. Dass all diese Bilder die Wirklichkeit nicht nur vermitteln, sondern auch verstellen, ist ein Gemeinplatz. Ob diese fotografische Passion auch zur flächendeckenden Reproduktion der Welt geführt hat, wie einige besorgt anmerken, lässt sich mit Grund bezweifeln. Denn viele durchaus interessante Motive bleiben ausgespart. Von den vorhandenen Bildern wiederum gelangt nur ein Bruchteil in eine öffentliche Zirkulation oder in die Archive.