Landlesen
Vor jedem Haus auf dem Land steht heute mindestens ein Fahrzeug, meist mehrere. Nicht nur Landmaschinen, die vielleicht gar in der Schweiz gebaut wurden (Schilter, Aebi, Rapid), auch Personenwagen, Motorräder etc. Keine volkskundliche Untersuchung wendet sich diesen Maschinen zu, obwohl sie doch massgeblich nicht nur das Leben auf dem Land prägen, sondern auch die Landschaft. Man kann ebensowenig um sie herum sehen, wie um die inzwischen brach stehenden Kunststoffsilos, oder die folienverpackten, weissglänzenden Futterpillen, die wie zufällig im frisch geschnittenen Feld verteilt liegen. Dabei sehen diese Dinge zuweilen ja ganz reizvoll aus.
Die Landschaft ist nicht zuletzt deshalb am Verschwinden, weil überall Strassen gebaut werden, um mit dem Geländewagen drüber zu fahren. Weil die Telefonnetze flächendeckend ausgelegt werden, so dass man sich den sehnlichsten Wunsch einmal wirklich verloren zu gehen, nicht mehr erfüllen kann. Landschaft ist nicht das Gegenteil von Kultur und doch ist sie auf etwas Unerschlossenes, Undurchdringliches angewiesen. Etwas Weiträumiges, das hinten nicht abgeschlossen ist. Die Landschaft beginnt in der Agglomeration des Gesichtsfeldes und gegen die Mitte hin, wo das Scharfsehen zunimmt, ist sie dann schon zu weit weg, als dass man sie ganz erschliessen und darin ein Einzelding allein betrachten könnte.