Mehr oder weniger
Publiziert in: Der Kunstabwart Nr. 6, Edition Howeg Zürich September 2001
Kein Künstler unter der Sonne, der nicht zu jenen gehören möchte, von denen es nur wenige gibt. Kunst und Künstler übertreffen sich in ihrem Bemühen, das Einzigartige zu repräsentieren. Die Gründe dafür sind plausibel und hinlänglich bekannt: Nur Werke, die sich innerhalb der Ausstellungslabyrinthe behaupten, werden wahrgenommen. Einmal wahrgenommen, können sie sich auf ihre singuläre Existenz berufen und fortan die eigene Knappheit verwalten. Gerade die grossen Überschüsse bei der Kunstproduktion zwingen auch zur semantischen Sparsamkeit. So ist darauf zu achten, dass das Werk nicht überall und zu oft zu sehen ist, denn nur ein begehrtes und rares Ding erzielt hohe Preise und eine entsprechende Gewinnmarge. Dann steigt auch die Chance, dass sich die Beschäftigung mit dem Werk schriftlich niederschlägt – nicht jede Vieldeutigkeit gelangt nämlich zur ausführlichen Kommentierung. Soweit die ökonomische Basislektion wie sie jedem Kunstlehrling geläufig ist.