Über Sicherheit und Zusammenarbeit
Textentwurf im Zusammenhang mit dem Ausstellungsprojekt Über Sicherheit und Zusammenarbeit im Museum für Gestaltung, Zürich November 1994
1 Berührung und Distanz
Mit der Berührung entsteht die Distanz zwischen Gegenstand und Person. Sie bedeutet die Entfernung zwischen der aktuellen Erfahrung und der daraus ableitbaren, künftigen. Bemessen lässt sie sich aus den Bewegungsmöglichkeiten des Gegenstandes und denjenigen der Person. Die Entfernung hält sich nicht allein an raumzeitliche Verhältnisse, wird aber gern in ihnen vorgestellt. Befindet sich die Person im Pass zwischen dem Bedrohungs- und Anziehungsgefälle, bleibt sie in Ruhe. – Das ist selten. Oft verlangt die Distanz eine Korrektur, wobei die Wünsche nach mehr Ferne oder grösserer Nähe der Ausführung vorauseilen. Letztere unterliegt nicht immer unserem Willen. Sind wir zum Beispiel im Traum, oder die Figur eines Kriminalfilms und erkennen als Betrachter die Gefahr vor dieser, dann erreichen unsere Rufe ihre Glieder nie. Es entsteht eine Entfernungsdiskrepanz, die Angst. Oder wir stehen als Erzherzog von Finster Aarhorn endlich vor der Geliebten, langweilen sie jedoch mit unseren Beteuerungen, und die Schere öffnet sich umgekehrt, unabänderlich für den Leser des Buches. Gelingt es den Bildern und Sirenen (im Buch, im Film, an der Wand) uns in eine Distanz zu versetzen, die wir zu ändern wünschen – sei dies nun möglich, wie bei Werbebildern oder nicht – spannen sie unsere Person auf zwischen dem Ort, wo sie ist, und demjenigen, wo sie sein möchte, und halten sie damit für die Dauer der Erscheinung unbeweglich, gebannt. Fluchtpunkte der vorgestellten Bewegungen bilden einerseits die Auflösung, als gänzliche Entfernung aus dem Haptischen, andererseits der Beischlaf, als Erfüllung des Taktilen und dessen Transzendenz.