Vierzig Wörter für braun
Publiziert in: Physik der Farbe. Eine praktische Farbenlehre für Architektur, Design und Handwerk,
Ulrich Binder, Triest Verlag, Zürich 2017
Über Farben zu schreiben, ist verführerisch. Nicht, weil es viel zu entdecken gäbe, sondern weil das Farbwissen sich erfolgreich gegen seine Objektivierung sperrt. Gewiss gibt es die unumstößlichen Erkenntnisse: die chemische Zusammensetzung der Farbstoffe etwa, die verschiedenen Wellenlängen des Lichts, die Biostruktur des menschlichen Auges. Doch all dieses Wissen reicht nicht bis
zu den Empfindungen, die jeder Betrachter am Ende einer Ereigniskette realisiert. Farberlebnisse sind subjektiv, und selbst dem Subjekt bleiben sie teilweise verborgen. Das bedeutet einerseits, dass jeder sehenden Person eine Kompetenz zugeschrieben wird – nur sie allein kann diese Erlebnisse beobachten und von ihnen berichten –, andererseits muss dieser Umstand jeden weiteren Versuch einer Objektivierung oder Strukturierung von Farberlebnissen untergraben.