Vivaldi
Das Verfahren ist denkbar einfach: Ich wähle aus meiner umfangreichen Kalender-Sammlung ein Exemplar aus, scanne alle 12 Monatsbilder und staple sie in meinem Bildprogramm so überein-ander, dass in der Gesamtansicht von jedem etwas erhalten bleibt. Wir schauen am Ende gleichsam in die zeitliche Tiefe eines Jahres.
Bei den Fotografien handelt es sich um Ansichten der Schweizer Landschaft, die allgemein als schön wahrgenommen werden und motivisch überaus bekannten Mustern folgen. Auf den Bildern sind keine zeitgenössischen Eingriffe in die Landschaft zu sehen, keine Autobahnen, keine Hochhäuser – wohl aber alte Bauernhäuser, Rapsfelder und Dampflokomotiven. Dinge also, die so erscheinen, als wären sie immer da gewesen, deren Herstellung oder Bau kaum mehr erinnert werden kann. Die Kalenderblätter, die ja zudem mit Monats-, und Datumsangaben versehen sind, reproduzieren ein zyklisches Zeitverständnis – die Veränderungen innerhalb eines Jahres – während interessanterweise die lineare Zeit als Teil eines ästhetischen Verständnisses soweit als möglich ausgeblendet wird. Innerhalb der Sammlung, die immerhin 60 Jahre umfasst, zeigt sich dann wunderbar, wie auch das zyklische Zeitverständnis einem geschichtlichen (koloristischen) Wandel unterliegt.